Wir sind puenktlich um halb drei an unserem Vermittlungsbuero. Die Rucksaecke sind so schwer, und nur mit grosser Anstrengung in der trockenen Hitze zu tragen. Als wir ankommen sind wir froh, auf den Treppen des Buerokomplexes ein wenig Schatten zu finden. Es kommen noch zwei andere Paare hinzu, ein finnisches, mit denen wir uns gleich blendend verstehen und ein englisches, bei denen sich spaeter herausstellt, dass nur der Junge mit auf die Farm faehrt. Dann ist ersteinmal Warten angesagt... Der Farmer kommt ein wenig spaeter, wird uns aus dem Buero gesagt, eine wirklich nette Frau die sich dort um uns gekuemmert hat.
... Auf einmal kommt ein roter Zuhaelter- Mercedes angefahren, die Scheiben gehen herunter und eine nicht ganz so freundliche Stimme macht uns fast schon beleidigend darauf aufmerksam, dass wir nicht hier rumzusitzen zu haben, auf seinem Grundstueck... Wir bejahen alle ganz ruhig, bloss kein Stress und gehen einen Meter weiter nach vorn auf den Gehweg, nur die Englaender bleiben sitzen. Ich sage noch zu dem finnischen Paar, der kommt bestimmt gleich wieder und nach fuenf Minuten ist es dann auch soweit.... Diesmal steigt er aus, seine Stimme ist noch lauter und bestimmter, er faengt eine Diskussion an, weil der Englaender richtiger Weise der Meinung ist, dass wir Gaeste des Bueros sind an die er die Rauemlichkeiten vermietet hat... Dann geht er rein und scheisst einen Sicherheitsmann zusammen. Der ist aber ganz ruhig, es kuemmert ihn kaum, als ob er das schon kennt, bittet er uns doch auf die andere Strassenseite unter einem Baum platz zu nehmen. Gerade als wir auf der anderen Strassenseite sind, schaltet sich unsere Betreuerin in das Gespraech zwischen dem Verrrueckten, dem Sicherheitsmann und dem Englaender mit ein, sie hatte seine laute Stimme gehoert. Nach einer kurzen Weile kommt sie dann rueber zu uns und entschuldigt sich tausend mal fuer diese Aktion, sie kennen ihn hier schon, sie meint mit dem Stimmt irgend etwas nicht... hat sie wohl recht!!
Naja, dann ist es endlich so weit und nun kommen wir endlich zu dem eigentlichen Thema, der Farmarbeit. Zwei Autos mit roten Reifen erreichen den Platz, ein Gelaendewagen und ein alter kaputter japanischer Lieferbus. In dem Gelaendewagen sitzt ein Mann mit einem blauen Muskelshirt, er hat nur noch ein Bein, wir wollen nicht fragen warum, er ist recht korpulent aber super nett!! Sein Name ist Robert. In dem Lieferbus sitzt ein Asiate, wir halten ihn erst fuer einen Gehilfen, aber er ist der Farmer und Robert der Gehilfe, ein Gehilfe von Zweien. Der Farmer heisst Chang, ist erst noch recht Still, man versteht ihn auch sehr schlecht, aber auch er ist auesserst freundlich und laechelt viel. Man sieht beiden an, wo sie herkommen oder arbeiten, die Arbeitsklamotten sind roetlich gefaerbt, so haben wir uns das vorgestellt.
... Wir schmeissen unsere Rucksaecke in den Lieferwagen und fahren zusammen mit den beiden Finnen bei Robert im Gelaendewagen mit. Es wird viel geredet waerend der Fahrt, wir fragen uns ersteinmal schlau. Doppelzimmer, klimatisiert, super!! Volle Verpflegung, alles was wir haben wollen wird gekauft, ausser Bier und Alkohol, super!!!
.... Wir halten noch an einigen Stationen an und kaufen ein, Lebensmittel und anderes. Auch Matratzen sind dabei, neu! Auch neue Unterkuenfte gibt es, super! Wir sind alle ganz happy... Nette Leute getroffen, hoffentlich sind wir bald da.
... Wir ereichen unser Ziel erst so gegen 6 Uhr, das erste mal, dass Roadtrains an uns vorbei brausen, 50 Meter lange Trucks, drei Anhaenger. Wir verlassen den Highway, es geht weiter ohne befestigte Strasse, nur rote Sandwege, was fuer ein Erlebnis, hinter uns nur Staub...
Auf der Farm wird ersteinmal beobachtet, wir gucken den anderen beim Mangowaschen zu. Nur noch drei Kontainer, dann haben sie Feierabend. Chang der Farmer, Robert und Phil der Zweite Gehilfe sind schon fleissig am Bier trinken... Stehen daneben, quatschen, fahren die vollen Kisten weg und helfen den anderen beim Staengel abbrechen.
Die anderen, das sind, ein schwangeres Maedel, die Freundin von Phil, eine Englaenderin, seit 3 Tagen hier, ein paar Asiaten und zwei Franzosen die die Mangos ernten und sie von dem Feld mit einem sehr alten Gelaendewagen zum Waschen fahren, sie sind auch seit drei Tagen hier.
Wir stellen uns jedem vor, sie sind alle ganz nett, machen Spaesse... wir wollen nur endlich mal sehen wo wir schlafen. Dann ist es endlich soweit, man zeigt uns alles. ... Jetzt kommt auch der Haken, es waere ja auch zu schoen gewesen das Ganze. Die neuen Raueme sind noch nicht ganz fertig, nur ein Paar kann in einem neuen Raum schlafen, das andere doch bitte heute Nacht noch im Caravan. Ich hatte schon zu Nina gesagt, die alten Wohnwagen hier sind sicherlich die Unterkuenfte, sie wollte es nicht glauben. Die anderen schlafen alle darin, kein Licht, sehr alt und dreckig. Wir danken ab und man baut uns noch schnell in einem der halbfertigen Raueme ein Bett auf, Klima laueft, aber alles nur Rigipsplatten, kein Teppich, kein Fenster und das alles in einer Lagerhalle. Auch die Toiletten sind nocht nicht fertig gstellt. Wir muessen in der Nacht rueber ueber den ganzen Hof...
Dies war schon Schock genug, doch als wir dann das erste mal die alten Toiletten sahen wurde uns ganz anders. Zwei offene Toiletten, zwei offene Duschen in einem Schuppen voller Spinnenweben. Keine Deckel auf den Spuelkaesten, Froesche darin. Das englische Maedel gibt uns den Tip vor dem Toilettengang doch einmal zu spuelen, damit die Froesche herausspringen und wir sollen auch die Toilette vorher kontrollieren, sonst koennte uns einer gegen den Po huepfen.
Dann kommt die Kueche dran, wir gehen essen. Unglaublich dieser Raum, offen zu beiden Seiten, freier Blick auf die Berge und alles voller Spinnenweben und Spinnen unter der Decke, komplett zu, eine einzige Flaeche, auch Geckos sitzten dort. Es ist so dreckig! Ich stelle mich ja sonst nicht an, aber das ist wirklich heftig. Da ich hunger habe esse ich etwas, es ist ja auch lecker, aber Nina kriegt nichts runter, nur ein paar Nudeln gegen den groessten Hunger...
Der Boden besteht nur aus uebereinander gelegten Holzplatten, die sich immer verbiegen, wenn man herueber laueft. Vier weitere Wohnraueme, eigentlich sind es alte Kuehlkammern befinden sich rechts und links des "Essraumes". Robert, die Asiaten, die Verwandschaft des Farmers, Bruder und Schwaegerin, leben dort. Aber das heftigste ist noch der Raum von Phil, er wohnt dort mit seiner vorhin schon erwaenten schwangeren Freundin, 9. Monat, ihrem kleinen Sohn und der etwas aelteren Tochter. In einer kleinen Kuehlkammer, voll dreckig und sowas von ekelig, einfach unvorstellbar.
Die anderen meinen sie halten es hier nur aus weil die Leute so nett sind, sonst waeren sie auch schon weg. Sie haben soetwas vorher auch noch nicht erlebt und dass, obwohl sie schon Erfahrungen in Farmarbeit haben.
Wir gehen ersteinmal schlafen, was heisst schlafen. Neben unserem Raum findet jeden Abend ein BBQ statt, dort sitzen der Farmer und die Kompanen und knallen sich ein Bier nach dem anderen rein.
Wir reden noch lange und machen uns Gedanken, ob wir es wohl 6 Wochen hier aushalten koennen. Harte Arbeit, viel Sonne, keine richtigen Duschen. Wann moegen die neuen Anlagen wohl fertig werden? In ein paar Tagen sagen sie, aber kann man sich darauf verlassen?
Und dann diese Toilettengaenge am Abend, alles voller Frosche, auch giftige. Die Franzosen machen sich den Spass die Froesche mit Misstgabeln zu toeten, soll man ja auch sagt die Regierung. Es ist nur nicht so appetitlich, beim Essen die Toten Froesche neben sich liegen zu sehen, wie alte Plastiktueten liegen sie ueber dem Hof verteilt.
Auch hinter der Spuele hat sich ein Laubfrosch eingenistet, sie nennen ihn liebevoll Paul und betraeufeln ihn immer mit Wasser, wenn er hervorguckt, Gott sei Dank nicht giftig aber nicht appetitlich, wenn den naechsten Tag das Fleich fuers Mittagessen im Waschbecken aufgetaut wird...